Historie

Was bewegte den Heimatverein Riesenbeck, mehr als 75 Jahre nach seiner Gründung im Jahr 1924, ein Landmaschinen-Museum zu bauen und zu betreiben? Was hat sich seit 1990 getan? Wie soll es in Zunkunft mit dem Museum weitergehen? – Diese Fragen beantworten wir in den nachfolgenden Beiträgen.

Nach dem Jubiläum 900 Jahre Birgte im Jahr 1988 stellten viele Riesenbecker Bürger die dafür z.T. aufgearbeiteten Maschinen und Geräte dem Heimatverein zur Verfügung. Zudem übernahm der Heimatverien Riesenbeck die Ausstattung der 1991 eingeweihten öffentlichen Begegnungsstätte Hof Lammers mit landwirtschaftklichen und hauswirtschaftlichen Gebrauchsgegenständen. Dem Aufruf des Vereins an die Riesenbecker Bevölkerung folgten unerwartet viele Bürger, die auch größere Landmaschinen zur Verfügung stellten.

Um die landwirtschaftlichen Maschinen der Nachwelt zu erhalten suchte man nun passende Räumlichkeiten. Diese ließen sich aber nicht finden. Die Teile wurden daher zunächtst in diversen Scheunen zwischengelagert. Schon 1990 begann die Planung für eine offene Remise im Anschluss an den Kälberstall der früheren Hofstelle Lammers. Damit wäre der bauliche Zustand wie vor dem Abriss der alten Remise wieder hergestellt worden (siehe Bild von 1976).

Im Zuge der Flurbereinigung Riesenbeck wurde der Bauernhof Eggert ausgesiedelt und das Anwesen der Stadt Hörstel verkauft. Unter anderem befand sich auch eine aus Bruchsteinen gemauerte Scheune auf dem Gelände, die abgebrochen und für den späteren Wiederaufbau, nun aber im nördlichen Teil der Begegnungsstätte Riesenbeck von Heimatverein für den Wiederaufbau vorgesehen wurde.

Zum Bestand des früheren Bauernhofes gehört u.a. auch ein Backhaus. Auf Wunsch der Stadtväter renovierten Mitglieder der Rentnergruppe das Bauwerk selbst und auch den darin befindlichen großen Steinofen. Die Einrichtung aus zwei Tischen und vier Bänken fertigten die Mitglieder des Heimatverein zusätzlich an.

Im April 1994 fand das erste Probebacken statt. Der Ofen wurde über mehrere Tage hintereinander vorsichtig mit Buschen und Holzscheiten erhitzt, um schließlich die benötigte Temperatur von ca. 200°C zu erhalten. Die Generalprobe gelang, das Brot schmeckte vorzüglich. Seitdem ist der Ofen zu besonderen Anlässen in Betrieb.

Das alte Backhaus mit seinem funktionsfähigen Steinofen gibt dem Gelände eine harmonische Abrundung.

Die Stadt Hörstel stellte dem Heimatverein Riesenbeck das Abbruchmaterial der Scheune 1991 kostenlos zur Verfügung.  Am 6. April 1992 begann das Abschieben des Mutterboden zur Errichtung der Ausstellungsscheune auf dem stadteigenen Gelände der Begegnungsstätte nördlich vom Wirtschaftsgebäude des früheren Bauernhofes. Nach Erteilung der Baugenehmigung im September 1993 erfolgte der erste Spatenstich am 25. März 1994.

Im Laufe des Jahres 1994 entstanden die Bodenplatte und das Innenmauerwerk aus Kalksandsteinen durch einen ortsansässigen Bauunternehmer. Ein große Herausforderung stellte die Herstellung des Verblendmauerwerk mit den Sandsteinen aus dem Abbruchmaterial dar. Damit einhergehend stiegen die Kosten extrem an. Doch im Frühsommer 1996 kamen dies Maurerarbeiten zum Abschluss. Nun folgte die Errichtung des Dachstuhles, die mit einem zünftigen Richtfest am 14. Juli 1996 endete.

Nach Fertigstellung des Ausstellungsscheune mit einer Grundfläche von 300 m² erfolgte dort die Unterbringung vieler Maschinen und Geräte. Die feierliche Einweihung der Ausstellung fand am 13.07.1197 statt.

Die Kosten für die Scheune betrugen 220.700 DM. Rund die Hälfte der Kosten konnten durch Zuschüsse (80.000 DM NRW-Stiftung) und Spenden von Firmen (13.500 DM) bzw. Mitgliedern, Banken etc. (14.000 DM) beglichen werden. Als Erstattung für Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen (ABM) erhielt der Heimatverein 31.000 DM. Er steuerte aus Rücklagen und Eigenmitteln 59.200 DM zur Finanzierung bei. Zudem musste ein Darlehen (25.000 DM) aufgenommen werden, das eine Laufzeit von acht Jahren mit einer jährlichen Zins- und Tilgungsrate von 5.000 DM hatte.

Die Ausstellungsscheune beherbergte auf ca. 300 m² Grundfläche zunächst rund einhundert landwirtschaftliche Maschinen und Geräte.

Im Frühjahr 1997 formierte sich unter der Leitung von Hermann Kenning eine Rentnergruppe, die neben der Unterhaltung von Einrichtungen (Bänken, Schutzhütten usw.) auch Arbeiten beim Bau der Ausstellungsscheune leistete. Handwerker aus mehreren Berufszweigen ergänzten sich gegenseitig und deckten ein breites Betätigungsfeld ab.

Da weitere Ausstellungsstücke hinzukamen, reichte der Platz schon wenige Jahre später nicht mehr aus. Durch den im Jahr 2001 begonnenen und in reiner Eigenleistung erstellten Neubau einer Remise bzw. eines sogenannten Kappschuppens konnten zu Anfang 2002 auf rund 200 m² insbesondere die Ackerwagen und Großgeräte dorthin verlagert und die Ausstellung neu geordnet werden.

Durch verschiedene Umbauten entstand aus dem früheren Kälberstall von Lammers Hof ein Ausstellungsgebäude für eine Holz- und Lederwerkstatt. Dieses Gebäude beherbergt eine beträchtliche Anzahl von Kleingeräten aus der Holzschuh- und Lederschuhherstellung sowie aus der Sattlerei.

Durch den weitgehend in Eigenleistung durchgeführten Einbau einer Empore in die Ausstellungsscheune im Jahr 2013 erweiterte sich die Ausstellungsfläche um rund 80 m². Die ermöglichte eine thematisch attraktivere Präsentation der weiter wachsenden Anzahl von Ausstellungsgegenständen.

Die Rentnergruppe, die sich 1997 vornehmlich aus Handwerkern gebildet hatte, erledigte viele Arbeiten im Museum selbst und in dessen Außenbereichen. Auch erhielten viele Ausstellungsstücke ihre frühere Funktionalität dank der Arbeit der Fachleute wieder. Bei widrigen Wetterverhältnissen musste die Aktivitäten ruhen. Deshalb bauten die Fachleute des Vereins im Jahr 2005 eine Werkstatt als Fachwerkgebäude in Eigenleistung, in der das Aufarbeiten der Exponate ganzjährig möglich ist.

Seit November 2013 arbeitet das Museumsteam an einer museumsgerechten Sanierung der Ausstellungsgebäude. Wegen technischer Probleme zogen sich die Arbeiten an der Ausstellungsscheune bis Mitte 2019 hin. Nun ist die Sanierung der Remise  nach gleichem Muster erfolgt und die Exponate sind gegen Luftfeuchte, Temperaturschwankungen und Verschmutzungen geschützt.

Zusätzlich sind besuchergerechte Informationen über die Ausstellung und ihre Exponate mit Hilfe zeitgemäßer Systeme, wie einem Museums-Guide, verfügbar.

Hofstelle Lammers 1976 vor dem Umbau zur öffentlichen Begegnungsstätte der Stadt Hörstel

Foto: Archiv Stadt Hörstel